Julia Kannewischer

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dokumentiert.

das jahr, hani dänkt, wirds i villne sache klarheit gäh. + offebar isch klarheit en prozäss, will zum ufruume döf mer zerscht mal alles fürehole wo ufgruumt wärde söll. so bringt s 24i alles nomal uf de tisch, holt alles füre wo de klarheit im wäg schtaht, wo ned verarbeitet / abgschlosse / verschtande / ufgruumt wordenisch. das isch, wenns mal vrbii isch, wärt- + sinnvoll, während em prozäss sehr aschträngend. desillusionierig isch super, tued aber au richtig weh. es chömed sache use, wo eigentlich gar niemert gseh wett, gliichziitig weiss ja au keine, was mer no glaube söll, wenn alles au künschtlich sii chönnt.

nachdem mis unterbewusstsii + bewusstsii sit mehrere mönet defür sorged, dass ich situazione ändlich klar gsehne + ich trozdem immerno s gfühl han, ich lahn gwüssi sache ned a mich ane wos eigentlich no z kläre / loszlah gäbti + mich blokiered, fasch als würd öpis unter de oberflächi ufe welle, aber s ned ganz schaffe (vllt isch das au eifach en mänschliche duurzuestand, mer wird ja nie alli sini schatte känne), isch au grad de zytpunkt cho, materiell mini gsamt chindheit + jugend uszmischte, z sortiere, ufzruume. heisst: alles fürehole. alli tagebüecher, alli gschichte, text, gedicht. abem momänt woni han chönne schriibe, hani das fascht obsessiv gmacht. alli fotis, videos vo tanzuffüehrige, artikel i de präss. projekt, meh alsi im chopf gha han. alli poschtcharte und briefe woni übercho han - abem momänt woni han chönne schriibe, hani au grosszügig briefe + charte verschickt, was logischerwiis au zu villne antworte gfüehrt hed. villi büecher, vo villne hani mi trännt, schmärzlich. die paar kostüm, woni unmöglich wegtue chan. s schwierigschte zum loslah sind all mini alte ballettschläppli gsi, die us minere chindheit + jugend hani alli no gsammlet gha. sie züüged vo all dene schtunde im tanzschtudio, vo dem klare traum wonich verfolgt han.

sehr en schtränge prozäss, aber au schön, willi au han chönne gseh, wie kreativ ich als chind gsi bin, wie produktiv, wenn ich mer öpis in chopf gsetzt han - obwohl ich mich zu dem zytpunkt nie als kreativ bezeichnet hätti, ich han eifach ned anderscht chönne. + ich han mich ned beirre lah vo irritierte blick, unverständnis / überforderig vo erwachsnige will ich ned ihrere idee vo mer / überhaupt em mänschliche dasii (“das macht MER so + so”) entsproche han. (ich merke grad, dass ich inkonsequänt bin, mit de schriibwiis vo sp / schp bzw st / scht - aber ich han au grad kei energie, mich a mim perfekzionismus abzarbeite, sry.)

de prozäss hed au frage ufgworfe.

wenn hanich ufghört träume / odr a mini träum z glaube? isches eifach so, dass erwachse sii heisst, dass s alltägliche läbe so vell chraft choschted, dass lüüt wie ich kei energie meh hend für träum, will s überläbe scho so vill abverlangt. das hed sich i de letschte paar jahr i de verschiedenschte situazione immr wedr als thema zeigt. ich mag mich nüm bewiise, ich mag nüm irgendöper devo überzüüge, dass ich wärtvoll, gnueg guet, liebenswärt bin / odr dass mini art z sii, z dänke, z fühle en berächtigung uf dere wält hed.

wenn hanich ufghört z vertraue? anderne mänsche + ufs läbe sälber. es isch doch truurig, dass ich mit mänsche erfahrige gmacht han, wo mis närvesüschtem drus gfolgered hed: anderne mänsche vertraue isch ned sicher. gliichzytig (gliichziitig / gliichzytig?) chamer villne mänsche ihri verhaltenswiis ned mal unbedingt vorwerfe, sie hends ned anderscht glernt, funkzioniered i muschter wos sälber ned gsend - tragisch. sälbschtreflekzion isch ned sälbschtverständlich + mer chan niemert dezue zwinge, be sich sälber anezluege. ich han ufghört, höre immr wedr ufs noie uf, uf blindi fläck hiizwiise wo ned denah gfragt wird (+ natürlich hanich au mini eignige.. ). gheie au immr wedr dri, machs trozdem, was nachher nie gschiid isch. es paar lekzione wederholed sich regelmässig im läbe, nur ufere noie ebeni vo dere schpirale.

nachem dureschaffe vo all dene sache, wunderets mich au gar nüme, wie ich dezue chume täglich s PROJECT EPHEMERIS wiiter z füehre. sehr früeh hed sich das extreme bedürfnis zeigt, s läbe z dokumentiere + über schrift, bild, bewegig z verarbeite - en umgang demit z finde. sehr früeh hanich immer weder phase gha, woni jede tag tagebuech gschriibe han, als chind sehr simpel (was passiert isch, wie s wätter gsi isch), denn isch s schriibe zuenehmend de ort worde, wo mini wahrnehmig, gfühl, innewält platz gfunde hed näbem tanze. s gliiche zeigt sich au i villne briefwächsel + woni en fotiapparat übercho han, hani probiert, au bildlich alles z dokumentiere - va mänsche wie sie sind, wenn sie ned wüssed, dass sie fotografiert wärded, drum ändlos vill unscharfi, verrütteti fotis vo mine gschwüsterti.

es fühlt sich sehr verletzlich ah, das z teile: es isch fascht als wär s exessive dokumentiere de bewiis für mini existänz. + de versuech, überhaupt irgenden sinn im mänschliche dasii z gsee. wenn öpis usdrückt wird, findets en form usserhalb vo eim sälber, was einersiits macht, dass mers besser gseet, anderersiits hilfts va, wenn sich alles immer nach so vill, so riisig, so tüüf afühlt, sobald ich mit de wält in kontakt chume, bzw mich uf d wält iilahne. + wem chamer das zuemuete wenn ned de kunscht?

+ zeigt sich geschichtlich gsee ned au im kollektiv, dass, je besseri dokumentazionsmöglichkeite üs zur verfüegig schtönd, desto besässener wird alles feschtghalte? was im ändeffekt en illusion isch - alles isch vergänglich, das wird vllt nie ned weh tue, aber d akzeptanz devo wird eventuell zuenähmend liechter, wemmer sich dem prozäss schtellt.

da es paar iidrück vo usdrück ..