Julia Kannewischer

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geschter bin ich imene sogenannte OPEN CALL (offene schreii) über folgendi frage gschtolpered: (thema: briefe) chan kunscht en adrässe haa? en adressat? en empfänger? mini schpontan reakzion isch gsi: isch sie das ned sowieso?!

isch kunscht ned immer eigentlich en brief as publikum, a d gsellschaft? isch d kunscht ned genau für das da, zum d gsellschaft hinterfrage, wiederschpiegle, ihri schwächene und schtärkene uf z zeige, sache z übertriebe und gschichte vom mänschliche dasii z verzelle? isch d kunscht i dem sinn ned eigentlich en manifeschtazion vo de mänschlichkeit und allem was die mänschlichkeit ebe beiinhaltet?

für mich isch d kunscht öpis ganzheitlichs, im sinn vo: öpis wo alli aschpäkt vom mänsch beinhaltet (körperlich, mental, seelisch, energetisch), sie drückt sache us, womer anderscht ned säge chan. sie heilt. sie fragt und mängisch antwortet sie au. sie chan eim zum lache bringe oder zum brüele, sie chan eim hässig mache, beleidigt oder aber au, dass mer sich ganz tüüf verschtande fühlt. sie isch für alli mänsche zuegänglich und ghört allne mänsche. au wenn ich zu minere kunscht ‘mini kunscht’ säge, bin ich eigentlich meh das wodurch sich usdrückt, was usdrückt werde muss oder usdrückt werde will. mer chan dem inschpirazion säge oder suscht öpis. und drum verschtahn ich villicht au mängisch sälber ned ganz, werum jetzt grad öpis unbedingt gseid werde muess, aber wahrschinlich muss ich, en andere mänsch oder d gsellschaft das gseh zum wiitercho.

das heisst ja, kunscht isch sozäge öpis schpirituells bezieigswiis energetischs und was be all dene überlegige no vell klarer wird: de wärt vo de kunscht chamer ned so mässe, wie üsi gsellschaft die meischte sache misst (mit zahle, wo je nach dem verschiedeni sache bedütet, zum biischpiil gäld) und villicht isches drum für künschtler ned eifach, sich i de schtrukture vo üsere gsellschaft z rächt zfinde. s problem isch: mer chan ned anderscht. mer macht das, womer ebe so macht au wenn mer nüt defür überchunt, will mer ebe eifach muss. villicht findet mer verschiedeni forme, villicht macht mer no ein oder mehreri anderi tschobs zum überläbe, aber ohni d kunscht gahts ned.

das war das wort zum sonntag, ade mitenand.